Früher war es die Einsicht in die Notwendigkeit: Willst du ein Turnier in den Sand stellen, muss jeder Mann eine Tonne an Gewicht bewegen. Diesmal dachte wohl jeder: Gib sie mir, Hauptsache ich bin dabei! Und so gesehen war jede Tonne nur halb so schwer.
Es bleibt für den Außenstehenden ein Buch mit (wenigstens) sieben Siegeln: Wieso müssen ein Dutzend Frauen und Mädchen dicke Melonen in kinderhandgroße Stücke schneiden, um sie wildfremden Kindern (die sie wahrscheinlich nur einmal sehen) lächelnd zu servieren? Kostenlos natürlich. Wie groß ist so ein Herz, auch noch Weintrauben abzuwaschen? Der Apfel hätte es doch auch gemacht?
Und der Fremde denkt abends um Acht: Äh, der Hoffi, der Lucas, der Leon; die haben mir doch schon heute früh das Alster gezapft. Und wieso gibt es eigentlich auch noch dutzendfach handgefertigte Burger am Strand? Dass es zwanzig Meter an der Ostseekante Bratwurst und Steak gibt, ist doch schon ein dickes Ding? Und worüber reden wir hier eigentlich? Über Wohlfühloase in einer Luxusstrand-Location im zweistelligen Eurobereich? Schließlich gibt’s ja auch nicht „nur nur“ Bier und Brause, sondern auch noch frisch zubereitete Melonenbowle (mit und ohne versteht sich).
Ach, das ist ein Beachsoccer-Turnier im Freizeitbereich. Was? Die Kinder spielen die Hauptrolle? Ohne Abzockerpreis? Was Hüpfburg am Strand kostet nicht fünf Mark? Ob der eine oder andere das für verrückt hält? Nicht ganz ausgeschlossen. Ja, der Blick von Außen dürfte einige Fragen aufwerfen und auf alles gibt’s nur eine Antwort: Wir sind United!
Schon bei der Gründung war klar: Spielvereinigung? SV? Gar FC? VSG? Das kam alles nicht in Frage. Es gab keinen Vereinsbegriff in der deutschen Sprache, der unser Gefühl in ein Wort zusammenpresst. Das übergreifende United traf es eher. Was daraus geworden ist......
Der Außenstehende sagt: Die ziehen ihr Neuntes durch, und planen längst das Zehnte, das Jubiläum. Auch das stimmt einfach nicht. An das zehnte hat noch gar keiner gedacht, das neunte musste bestmöglich in den Sand gestellt werden. Und nachdem beim Achten die Demut nach langer Corona-Pause das Denken beherrschte, weil man endlich wieder etwas machen konnte, hatte man ein Fanal entzündet, das als Basis für die Zukunft gelten sollte: Das neunte muss mindestens genauso gut werden.
Es ließen sich ausschweifende Anfangsgedanken finden, weil die emotionale Nachbetrachtung aus dem Vorjahr kopiert werden könnte. Es war nur noch einen Zacken schärfer: Die langfristige Planung aus dem Vorjahr hatte sich bewährt. Auch diesmal „zoomte“ das Org-Komitee aus Ost und West montags regelmäßig. Die Liste, der Plan, die Einzelheiten: Alles noch einmal optimiert. Vom Hundertstel ins Tausendstel. So muss nächstes Jahr ein neues Straßenbanner her, weil sich bei Gegenlicht die Zahlen zu doll abheben.
Es ging so weiter: Der Einkauf super, der Preis geringer, die Spende höher, der pünktliche Chef brauchte nur noch unterschreiben. Ausladen, umpacken, Hänger holen. Alles ohne Probleme und so wurden tatsächlich die Spielfelder schon Donnerstag abend in den Sand gestellt. Wie an der Schnur gezogen, gerade - wie noch nie. Erstmals vier weiße Tore (Neuanschaffung aus Italien).
Und waren es im Vorjahr mit Zoki, Künne, Christian drei fleißige Neuzugänge, so stapelte diesmal der Sepp schon Donnerstag das Wasser, war Schrotti Freitag bereit.
Ein Schwarzenberg im United-Team - mich könnte zwischendurch auch mal einer kneifen....
Ja natürlich machten die Fangnetze wieder Probleme, ja, ein paar Zeltstrapse fehlten - aber nie zuvor war die Anlage so früh bereit. Alles andere ist Krümelkackerei.
Zwischendurch mag sich immer mal einer fragen: Wir haben doch Co-Veranstalter, wo sind die denn? Ja, der FSV Karlshagen hat für uns (unfairerweise) nur einen Namen: Beuster. Ohne Mike können wir nicht! Er ist immer da, wenn etwas klemmt, er schließt die Lücken, die HSU nicht meistern kann. Huch, das Tor ist kaputt? Mike macht das. Musikanlage klemmt? Empfänger werden höher gehängt: Und so weiter und sofort. Mike arbeitet nebenbei: Freitag, Sonnabend, Sonntag. Ist trotzdem rechtzeitig da.
Das unfairerweise bezieht sich auf die Tatsache, dass der FSV Karlshagen nicht nur durch Leon auf dem Wagen, sondern grundsätzlich im Boot ist. Auf dem Gelände lagern unsere Tore, unsre Gäste dürfen dort Zelten, Duschen, alles. Wir lagern unser Zeugs eine Woche in den Gästekabinen auf´m Platz - und unsere Grill-Matadoren am Spieltag kennt mittlerweile jeder.
Gut, Vorbereitung abgehakt: Die frischen Frühstücksbrötchen an den Strand geliefert, sind der Renner. Keiner muss sich selbst was suchen: Teammeeting: 7 Uhr. Kein Thema mehr. Aufgabenverteilung, Vorfreude, Abklatschen: Es geht los..
Was an diesem Spieltag dann passiert, lässt den Schreiber nach Worten suchen - und nur die United-Vokabel finden.
Wie oft spricht man von Rädern, die uhrwerkgleich ineinandergreifen. Ja, so `ne Uhr hats aber auch leicht. Beim Beachsoccer sind aber alle „Räder“ an immer anderer Stelle. Wie sollen sie ineinandergreifen? Doch, sie greifen. Man muss es halt erleben und sich darauf einlassen. Selbst Nici stapft mit dem nächsten United-Mitglied unterm Herzen und Kamera durch den Sand.
Von der an einem Strand wahnsinnigen Verpflegung war schon die Rede (auch hier wurde im Vorfeld von Kühlkette bis Feuerlöscher vieles optimiert). Überhaupt ist die Einteilung in diverse Bereiche mit eigenen Verantwortlichen ein fundamentaler Veranstaltungsgewinn. Natürlich hatte Künne als Hahn im Korb der Obstverpflegung wahrscheinlich wenig zu sagen, sondern mehr zu schleppen. Mit Domi ist diesmal ein zweifelsfrei zusätzlicher Ruhepol dabei. Entscheidungsträer, Motivator, Finanzoberhaupt: Vokabeln wie abschöpfen, vergleichen, rechnen, vorausschauen werden selten laut gesprochen, sind aber wesentlicher Teil der Veranstaltung (im Vorfeld und im Nachgang noch mal mit extra Bedeutung.).
Im Orga-Zelt verbessert „Mister 100 Prozent“ Jenner seine Quote in den Tausenderbereich, Konni ist diszipliniert; Olaf wohl als Einziger froh, dass beide nicht spielen, sondern permanent verfügbar sind. Das nicht Planbare bekommt man in den Griff: Tobi fällt aus. Die Kniescheibe war rausgesprungen, der Hauptschiedsrichter weg. Eigentlich ist diese Geschichte ein eigener innerer Parteitag: Ohne Diskussionen ließ sich alles auf kurzem Wege managen. Inklusive Sonntag, als Künne (gar nicht eingeteilt) aus dem Wasser geholt wurde, in der Halbzeit an Zoki übergab (weil der Lehm drückte), dieser gleich auf den Punkt zeigte. Prima und einmalig. Zwischendurch musste auch mal der fleißige Vitus ersetzt werden. Dreimal am Stück hatte er gepfiffen, gespielt, lag noch platt und übersandet im eigenen Tor: Da braucht´s Ersatz. Und natürlich hat sich auch Enro viel zu oft selbst aufgeschrieben. Unser Held an allen Fronten hatte mit seinem eigenen Team in aller-, allerbester Trainermanier alle Hände voll zu tun. Natürlich wurde auch er mehrfach ersetzt - um dann trotzdem am Sonnabend, 20 Uhr, noch die Männer zu pfeifen. - Manchmal fällt einem auch dazu nichts mehr ein.
Zurück zu Tobi: Jeder Schiedsrichter sagt: Das wars. Doch Tobi steht Sonntag wieder da, Schmerzmittel helfen. Er meistert die Geschichte und bringt unseren Lars zum neuen Schieri-Stern am Beachsoccer-Himmel. Original-Aussage: “ Mit Lars pfeife ich nächstes Jahr in Natendorf jedes Spiel.“
Den sonntäglichen Abbau zu thematisieren, wäre Eulen nach Athen tragen. Bleibt ein weiters Siegel des Buches: Warum tragen Frauen und Freundinnen freiwillig Bierbänke durch die Gegend, wenn doch genug Kerle da sind? Das muss an dieser United liegen....
Unterm Strich bleibt die Feststellung: Jeder ist stolz, ein United zu sein. Aber ist „stolz“ nicht auch so ein oft gebrauchter Begriff? Lasst uns da was Neues finden - Wir leben und verkörpern es bereits.
P.S. Ja, ich weiß: Es gibt diejenigen, die im Vorfeld noch viel mehr tun: Grafisch, organisatorisch, finanziell. Und auch mit dem sonntäglichen Pizzaessen ist nicht alles vorüber. Bis Mittwoch ging die ganze Choose, ehe die Garage wieder eingeräumt, Karlshagens Kabine leer und das Pfandgeld auf dem Konto ist. Aber Enro auch in diesem Zusammenhang loben, darf man ja nicht....
P.S. Ein einziger Punkt nagt aber an uns: Warum sind Spieler, Eltern, Zuschauer manchmal so unvernünftig? Wir werden weiter dagegen vorgehen müssen, damit unsere Idee nicht über kurz oder lang kolportiert wird.
Nochmal P.S. Auch ich werde oft gefragt: Mensch, die ganze Arbeit, die Zeit - was kriegste eigentlich dafür: Ein United lächelt und antwortet: Lass gut sein, das verstehst du nicht....